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Die Geschichte der Zentralwerkstatt

 


Pfännerschaft

Seit dem 2. Jt. v.u.Z. wird in der Gegend um Halle Salz gewonnen. Die Solquellen im Thale werden erstmals 961 urkundlich erwähnt. Für das 13. Jh. sind im Thale zu Halle vier Brunnen mit Solewasser belegt. Die Salzwirker schließen sich zusammen und geben sich 1482 (4) die erste Talordnung als Salzwirker-Brüderschaft im Thale zu Halle. Die Pfännerschaft regelt darin ihre Tätigkeiten: Sole fördern und transportieren, Salz sieden, verpacken und verladen.

Kriegsbedingt und im Zuge technischer Entwicklungen steigt im 18. Jh. den Bedarf an Salz. Die Salzsiederei braucht große Energiemengen. Der Feuerungsbedarf wird durch die staatlichen Steinkohlengruben in Wettin und Löbejün, mit Schortewitzer Torf und Floßholz gedeckt. Die Braun- kohle aus den Gruben Zscherben, Dölau und Langenbogen erweist sich für die Befeuerung der Siedeöfen als untauglich.

Der Preußische Staat hebt 1867 das Salzmonopol auf und damit sein ausschließliches Recht auf den Handel mit Salz. Mit der Öffnung des Salzmarktes ist ein Entschädigungsgeschäft verbunden, das der Brüderschaft 80.000 Taler und die Grubenfelder und Anlagen in Langenbogen und Zscherben einbringen. Der Rohstoff Kohle gewinnt an Bedeutung. Mit der Veredelung der Rohbraunkohle zu Briketts kann ab 1888 deren Brennwert von 2.000 auf 5.000 Einheiten gesteigert werden. Der wesen- tlich erweiterte Geschäftsbetrieb der Pfännerschaft erfordert eine neue Verfassung: 1881 konstituierte sich die Pfännerschaft als „Gewerkschaft neuen Rechts“.

1907 beschließt die Pfännerschaft, „ein im Geiseltal bei Merseburg in den Fluren Zaasdorf, Wernsdorf belegenes Grubenfeld von ca. 520 Morgen Fläche zu erwerben […] Am 19. August 1911 erfolgt der erste Spatenstich für das neue Werk, das den Namen‚ Pfännerhall‘ erhielt“. (4) Innerhalb eines knappen Jahres werden Dampfkesselanlage, Pumpenhaus und elektrische Zentrale fertiggestellt. Bis Ende des 1. Weltkrieges wird das Braunkohlewerk mit den notwenigen technischen Anlagen ergänzt, darunter auch die Mechanische Werkstatt. Die wirtschaftliche Lage zwingt die Pfännerschaft, langfristige Verträge mit Großabnehmern zu schließen. Schon 1916 hatte es Verhandlungen mit der Mansfeld- schen Kupferschiefer bauenden Gewerkschaft gegeben. Sie führen 1926 dazu, dass die Hallesche Pfännerschaft, zum Vorteil ihrer Aktionäre, eine Abteilung der Mansfeld AG für Bergbau und Hüttenbetrieb wird. Damit hörte die Hallesche Pfännerschaft auf als selbstständiges Unternehmen zu bestehen.


Zentralwerkstatt
Pfännerhall

Abb. 38: Entwurfsdokumentation 1923, Pfännerhallarchiv

Abb. 39: Postkarte 1929

Das Gebäude wird zwischen 1923 und 1926 an Stelle der Mechanischen Werkstatt als Zentral Werkstatt
Pfännerhall des Braunkohlenwerks von der Wayss & Freytag AG Halle mit Anklängen an den Stil des Art Deco errichtet. Die Maschinenhalle wird 1937 um eine Lehrwerkstatt und 1952 mit Verwaltungs- räumen und Werkzeugausgabe erweitert. Der symmetrische Bau mit seiner T-förmigen Kreuzstruktur und den lichtdurchfluteten Innenräumen ist ein bemerkenswertes Zeugnis der Industriekultur aus der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Unter der Leitung des Hochschullehrers und Designers Peter Luckner beschäftigen sich seit 1993
Studenten aus verschiedenen Hochschulen mit Fragen der Rekultivierung der Region und deren sozial- ökologischen Zukunft. Zu diesem Zeitpunkt ist die Zentralwerkstatt bereits zum Abriss vorgesehen. Mit Unterstützung des Internationalen Rates für Denkmalpflege ICOMOS gelingt es, die Maschinenhalle zu einem schützenswerten, technischem Baudenkmal zu erklären. Peter Luckner und Renate Patz, mit ihr zusammen führt er seit 1997 den Förderverein Zentralwerkstatt Pfännerhall, können für deren Erhalt viele Unterstützer mobilisieren – und so wird die Zentralwerkstatt nicht abrissen sondern, mit staatlicher und privatwirtschaftlicher Förderung, zwischen 1999 und 2001, in ihrer Gestalt von 1938 saniert. Die Immobilie gehört seit 2000 dem „Zentrum für Zukunftstechnologie, Kunst und Design“. Die Betreiber führen es als regionales Entwicklungszentrum. International ist es als Ankerpunkt der Europäischen Route der Industriekultur bekannt. Fundort Pfännerhall, die ständige Ausstellung des Altelefanten und des Urpferdes, ist der entscheidende Schritt zur Profilierung der Zentralwerkstatt Pfännerhall als Besucher- und Informationszentrums des Geiseltals.