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Besucherzentrum Geiseltal

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Die Geschichte der Zentralwerkstatt

 


Fossilienpark

Das Geiseltal ist beileibe nicht die älteste Braunkohlengrube Mitteldeutschlands. Da liegt Lieskau weit vorn; dort wurde der Rohstoff schon 1382 gefunden. Das Geiseltal hat aber den großen Vorzug, dass es mit der Auskohlung nicht in die Bedeutungslosigkeit versinkt. Der Geiseltalsee? Ja, grandios; aber die Leipziger oder Bitterfelder Seen sind auch nicht übel. Die Fossilien? Hier haben wir tatsächlich etwas Besonderes. Nicht umsonst ist die Geiseltalmuseumssammlung mit ihren 70 000 Exponaten nationales Kulturgut. Das leuchtet zurück auf die Quelle. Nun sind die Grabungsorte geflutet und der Schatz damit versiegelt. Aber die Fossiliengeschichte besteht fort; sie erfordert nur, um im Bewusstsein zu bleiben und interessant zu sein, eine gestalterische Thematisierung. Das kann der Fossilienpark sein, das kann auch der erdgeschichtliche Erkundungspark sein. Wie ist das gemeint? Wir stellen uns das vor wie eine Folie die über dem Geiseltal liegt. An geeigneten Orten der Landschaft sind Artefakte errichtet, die das Fossilienfinden, -ausgraben und -sichern thematisieren. Die Auswahl von Artefakten, also zum Beispiel eine Fundstättensimulation, das nachgebaute Fossil, didaktische Kontextobjekte wie zum Beispiel Pflanzenteile, die das Fossil in einem paläoökologischen Zusammenhang erläutern, einschließlich QR-Code gestützter Fachinformationsvermittlung, orientiert sich an der Fundstellentypologie der Fossilien.

 

Wir kennen als typischen Fundort den Einsturztrichter und den Setzungstrichter, das Leichenfeld und die Erosionsrinne. Die Lage dieser Fundstellen hat ihre Logik in der Topologie der Landschaft und ihrer Geschichte. Der Typ der Fundstelle und die Fossilienspezies bedingen einander. So werden etwa Krokodile und Pferdeartige an vorzeitlichen Bachläufen gefunden. Bei der Zuordnung der Fossilie zum Ort und dem Design der Fundstelle sind Paläontologen, Geologen und Archäologen die unverzichtbaren Partner der Planer und Gestalter. Die Eignung der Orte für Artefakte richtet sich auch nach den durch die Kommunen und Investoren gesetzten Sport- und Unterhaltungsstrukturen wie Häfen, Campingplätzen und Badestränden. Gleichzeitig erfordert der Erschluss der weiträumigen Landschaft leistungsfähige familien- und behindertenfreundliche Verkehrseinrichtungen. Hier sollte nichts ausgespart bleiben: Individualverkehr und disponierter Verkehr, Einrichtung von Land-, Schienen-, Wasser- und Luftwegen. Natürlich ist auch eine nachhaltige Rückwirkung von der Nutzung des Geiseltales als Fossilienpark bzw. erdgeschichtlichen Erkundungspark auf den Ausbau infrastruktureller Einrichtungen wie Gasthäuser, Serviceeinrichtungen, Spielplätzen und Sicherheitseinrichtungen zu erwarten. Nach Celik/Busse sind die Fossilien für fast 60% der von ihnen Befragten das ausschlaggebende Kriterium, das Geiseltal zu besuchen. Darin ist die Auswirkung des Faszinosums Fossilienpark auf die Besuchsmotivation noch gar nicht einbezogen. Der Förderverein Zentralwerkstatt Pfännerhall hat sein Konzept für einen Fossilienpark 2010 veröffentlicht.

Die Zentralwerkstatt ist als Besucherzentrum auch der Ort, wo die Sicherung der Fossilien als Vorgang zwischen dem Auffinden und dem Präsentieren in Sammlungen als Lehr- und Spielstunde inszeniert wird. Das Forschungslab für Kinder in der Zentralwerkstatt gewinnt mit diesem Thema ein anregendes Übungssegment dazu. Ein weiteres Thema des Projektlernens lässt sich aus den Bau-Technologien der Fundortnachbildungen ableiten. Erdhügelhäuser zum Beispiel sind sehr gut geeignet, Holz- und Erdbauinteressierte zur Mitarbeit und Ausbildung zu stimulieren. Auch landschaftsgestalterische und spielplatzgestalterische Mitwirkungen sind vorstellbar. So kann der erdgeschichtliche Erkundungspark durch partizipatives Gestalten auch zum Hort der Emanzipation werden.