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 Naturraum

Zahlreiche Pflanzen- und Kleintierreste des ehemaligen Seebiotops blieben außergewöhnlich gut erhalten. Insgesamt lassen sich 199 Pflanzenarten nachweisen - eine unvergleichliche Quote, die eine detaillierte Rekonstruktion der Landschaft mit verschiedenen Vegetationszonen erlaubt. Damit ist diese Fundstelle eine der bedeutendsten Informationsquellen zur altsteinzeitlichen Klimageschichte in Europa. Die Vielfalt und oftmals auch Fremdartigkeit des Pflanzenspektrums offenbart ein geradezu südländisches Ökosystem. Über 45% der gefundenen Arten, darunter ein hoher Anteil an Steppenvegetation, sind heute nur noch in Westasien, Süd- und Südosteuropa heimisch. Steppenwälder mit eingestreuten Wiesen, Heiden und Gebüschfluren prägten den Naturraum. Ein ähnliches Vegetationsgefüge findet man heute im nördlichen Kaukasusgebiet.

Die verschiedenen Pflanzengesellschaften des Seebiotops und deren spezische Kleintierfauna sind aber nicht nur Klimaindikatoren. Als typische Standortanzeiger verraten sie unterschiedliche Aktivitätszonen der Tiere rund um den See. So lassen sich Tränkestellen, Suhlen, Salzlecken und Ruheplätze verorten.

Biotope

Durch Funde von beschädigten Früchten und Pflanzensamen, Holzresten, Blattfossilien und einsedimentierten Blütenpollen konnten die verschiedenen Biotope des einstigen Sees re- konstruiert werden.

Am Ufersaum gedieh ein Rohrkolben- und Schilfrohrgürtel, unterbrochen von zertrampeltenTränkeplätzen.Auf sumpfigem Terrain stockten kleine Erlen-Bruchwälder. In den nicht überspülten, leicht morastigen Bereichen hatten Schweine, Auerochsen und andere große Pflanzenfresser ihre Suhlen. Etliche solcher Gruben sind archäologisch nachgewiesen. Stellenweise verlief sich das Ufer in Brackwassertümpel und feuchte Salzwiesen. Die Tiere besuchten diese attraktiven Orte regelmäßig zur lebenswichtigen Aufnahme von Salz und anderen Mineralien.

In der unteren Uferzone wurden riesige Mengen Schleh-
dornsteine gefunden. Die Fruchtreste zeigen, dass dieser Dornstrauch stellenweise in dichten Hecken direkt am See wuchs. Die dornigen Hecken umsäumten am einstigen Seeufer Eichen und Hainbuchen, deren Blattfossilien zahlreich in den Seeablagerungen gefunden wurden.

An höher gelegenen Seeuferbereichen standen aufgelich- tete Eichentrockenwälder. Dieser Waldtyp charakterisierte offenbar auch die gesamte Region. Diese Wälder waren die Einstände von Reh- und Damwild, das hier auch zartkrautige Nahrung fand.

Abb. 25: Rest eines Stammes
der Gemeinen Kiefer (Pinus silvestris) Neumark-Nord1
ca. 200 000 Jahre vor heute

LDA Sachsen-Anhalt, Jurij Liptak

In der höheren Trockenuferzone verweilte das Großwild längere Zeit. Die Böden dieser Ruhe-
plätze haben auffällig erhöhte Stickstoffgehalte, verursacht durch die Konzentration tierischer Ausscheidungen. Dort nahmen die Tiere auch Sand- und Staubbäder, so dass durch Vertritt und andere Bodenmanipulationen erhebliche Flächenteile immer wieder unbewachsen gewesen sein müssen. An solchen Stellen gediehen Pionierpflanzen, wie Portulak und Brennnessel.


Der eigentliche Lebensraum des Großwildes – z.B. Elefant, Riesenhirsch, Pferd – waren die ausgedehnten Graslandareale in der weiteren Umgebung des Seebiotopes. Auch diese Pflanzengesellschaften bestanden aus zahlreichen Gewächsen, die heute in Südosteuropa und Westasien heimisch sind. Die krautreichen Wiesensteppen dehnten sich zwischen den lockeren Waldbereichen bis in die Nähe des Sees aus. Sie waren Futterkrippe und Kinderstube der Dickhäuter und Herdentiere.